Normal oder schon sadistisch?

Wer selbst in der einen oder anderen Art von Sadismus ausgesetzt war, als Kind von den Eltern enttäuscht und im Stich gelassen wurde, lernt später auszuteilen und Gefallen daran zu finden.

Wir verletzen meist die Menschen am meisten, die wir lieben und die uns am nächsten sind. In langfristigen Beziehungen gibt es immer auch lieblose Handlungen und alltägliche Grausamkeiten.

Der ganz normale Sadismus in Beziehungen, wo geschieht er am effektivsten, wenn nicht im sexuellen Bereich. Nirgendwo sind wir verletzlicher als in diesem Moment. Sex, eigentlich die wundervollste Begegnung und tiefste Berührung auf höchster Ebene, wird so oft missbraucht, um die zu quälen, die wir lieben. Wir gewähren Sex wie eine Belohnung, oder wir reden über den gemeinsamen Sex in verletzender Weise oder halten wichtige Informationen zurück. Wir machen das mit viel Strategie und geben uns dabei den Anschein, als merkten wir das nicht.

Wir streiten, wer von uns das größere Opfer ist. 

Wir haben manchmal heimlich Freude daran, Schmerz zuzufügen, aber wir leugnen es danach. Tatsächlich aber lassen wir den Partner leiden, damit er das gleiche fühlt wie wir. Gleiches mit Gleichem vergelten. Wir sind ohnmächtig unserer Wut ausgeliefert und glauben ein Recht darauf zu haben, Vergeltung zu üben. Wir suchen tausend Gründe zu unserer Verteidigung.

Je mehr die Partner emotional verbunden sind, umso mehr regen sie einander auf und bringen sich gegenseitig in Rage. Der Druck wird spürbar immer höher, man hat sich selbst in eine Situation manövriert, der man nur schwer wieder entkommt. Die Verhandlungen werden mit Arglist, Falschdarstellung und dem Versuch, dem anderen einen Strich durch die Rechnung zu machen, geführt. Die selben Argumente werden wieder und wieder neu verpackt verwendet, Selbstkonfrontation vermieden.

In einer Partnerschaft sollten beide Partner bemüht sein, Unzulänglichkeiten zu überwinden und zu bereinigen. Das heißt aber nicht, dass der Partner sich mit Demütigungen, Lügen, Einschränkungen von Autonomie und Freiheit, Einverständnis durch Einschüchterung abfinden muss.

Wie kommen wir aus dem Teufelskreis wieder heraus?

Wichtigster Ansatz ist es, dass beide Partner ganz objektiv die Dinge, um die es geht betrachten, und sich dabei über die Rollen klar werden, die sie in diesem üblen Spiel inne haben.

Jeder der beiden muss in der Lage sein, auch die Sichtweise des Partners sich anzuschauen und zu tollerieren. Wenn jeder nur auf seiner eigenen Sichtweise besteht, ist eine Lösung des Konflikts wohl nicht möglich.